Das Feministische Forum Digitalisierung am 16.5.

Digitale Gewalt gegen Frauen – Ein Rückblick

Am 16. Mai haben wir im Rahmen des Feministischen Forums Digitalisierung ein besonders wichtiges und sensibles Thema in den Blick genommen. Digitale Gewalt gegen Frauen und hatten dazu HateAid, eine Nichtregierungsorganisation, die sich mit dem Thema befasst, eingeladen. Mit dem Feministischen Forum wollen wir aktuelle Themen, die sich durch Digitalisierung unser Lebenswelten ergeben, gerade aus feministischer Perspektive diskutieren.

Basma Bahgat, Betroffenenberaterin und Bildungsreferentin bei HateAid, hatte für unsere Teilnehmerinnen einen interessanten Überblick dabei, bei dem zunächst viele Fakten über Gewalt im Internet zu erfahren waren. Wussten Sie zum Beispiel, dass 92% Männer und 90 % der Frauen zwischen 18 und 35 bereits mehrfach Zeug*innen digitaler Gewalt waren? Eine erschreckende Zahl. Genau hier setzt HateAid an. Die Organisation bietet Betroffenen digitaler Gewalt kostenlose Beratungsangebote. Sie richten sich an alle, die online Hass und Hetze erleben, die beleidigt werden oder gar bedroht. Gerade im feministischen Umfeld kommt es immer wieder zu digitaler Gewalt, wobei digitale Gewalt ganz unterschiedliche Formen annehmen kann – von verbalen Beleidigungen bis zu „deep fake“-Filmclips, bei denen beispielsweise Bilder der betroffenen Frau in pornographisches Filmmaterial eingearbeitet wird. Frauen trifft in verstärktem Maße sexualisierte und bildbasierte Gewalt gerade im Netz. Tatsächlich konnten sich die Teilnehmerinnen mit ihren Erfahrungen in die große Zahl der Betroffenen einreihen. Die gute Nachricht von Basma Bahgat: Wir müssen das nicht hinnehmen. Wir haben Handlungsmöglichkeiten! Von präventiven Handlungsmöglichkeiten bis zur Rechtsdurchsetzung.
Wenn wir im Netz Stellung beziehen, uns in Diskurse einbringen, rufen wir eine Vielzahl von Reaktionen hervor. Der initiale Tipp von HateAid an dieser Stelle lautete, sich bereits vor dem Posting mit einer sachlichen Argumentation vorzubereiten. Grundsätzlich sollte man bei einer entstehenden Diskussion immer auf der sachlichen Ebene bleiben und sich ganz selbstverständlich an die Netiquette halten. Auch der Hinweis auf einen Faktencheck bei dpa oder Correctiv kann helfen. So genannte Trolle (Im Internet agierende Personen, die mit provokanten Kommentaren gezielt versuchen, von der sachlichen Diskussion abzuschweifen, um emotionale Reaktionen der Diskussionsteilnehmenden zu erreichen.) versuche man am Besten zu demaskieren oder auch zu sperren.

Im Übrigen empfiehlt es sich laut Hate Aid auch jederzeit Transparenz herzustellen. Das heißt zum einen aufzuzeigen, mit welchen und Strategien Hater*innen versuchen in die Diskussion einzugreifen und diese zu lenken und zum anderen auch transparent zu kommunizieren, wenn man sich dazu entscheidet Hass-Kommentare zu löschen. In jedem Fall sollte man sich auf Diskussionen nur entlang der eigenen Argumentationslinie einlassen, und es vermeiden neue Themen zu bedienen, die Hater*innen platzieren wollen. „Wir bleiben bei den Fakten – gegen Desinformation!“, so Bahgat. Sie hat auch gleich ein paar Strategien zur Hand mit denen das gelingen kann: „Mit Humor reagieren, Solidarität suchen, Deeskalieren und sich vor allem nicht provozieren lassen.“ All das sei auch besonders wichtig, für die Nutzer, die „nur“ stille Mitleser*innen sind und die nicht in die Diskussion eingreifen. Mit unserem Verhalten in einer Diskussion beeinflussen wir diese Gruppe maßgeblich.

Wenn die Anfeindungen aber sogar ins Private übergehen, bietet HateAid eine IT-Sicherheitsberatung an und arbeitet mit anderen Beratungsstelen zur analogen Sicherheit, so Bahgat. Neben dem gemeinsamen Privatsphäre-Check, der Prüfung der IT-Sicherheit gibt es auch eine Zahl analoger Maßnahmen, die die Sicherheit erhöhen, wie beispielsweise eine Melderegistersperre und die Erstellung eines Notfallplans.   

Auch die juristische Komponente bringt Bahgat in Spiel. Sie stellt heraus, warum es so wichtig ist, digitale Gewalt nicht unverfolgt zu lassen. Das Bewusstsein, dass digitale Gewalt ein reales Problem ist, wird dadurch deutlich gestärkt. „Wir zeigen auf, dass es sich nicht um Einzelfälle, sondern um ein umfassendes Problem handelt.“ Um den Weg einer Anzeige gehen zu können, sei es wichtig Beweise, z. B. über Bildschirmfotos, zu sichern.

Zum Abschluss bat Bahgat den Teilnehmer*innen des Forums an, sich bei HateAid persönlich beraten zu lassen. Hier können Sie sicher sein, dass Ihre Erlebnisse auf Augenhöhe in den Blick genommen werden.

Die Arbeit von HateAid endet allerdings nicht mit der persönlichen Beratung Betroffener. HateAid sieht einen großen Bedarf darin, das Thema in die öffentliche Wahrnehmung zu tragen. Die Organisation klärt die Öffentlichkeit und die Politik regelmäßig auf und spricht über die Folgen für die Einzelnen und unsere Gesellschaft.

Wir nehmen mit, dass wir uns nicht ohnmächtig fühlen müssen, sondern einen Strauß an Handlungsmöglichkeiten zur Hand haben und nun wissen, wo wir Unterstützung erhalten. Einen herzlichen Dank an Basma Bahgat für den wertvollen Input.

  

Alle Infos zu Hate Aid gibt es auf deren Website