Neues Leben für Ausrangiertes. Workshop zeigt, wie alte Kleidung zu Schmuck verarbeitet wird. EVA in der Frankfurter Neuen Presse: Artikel von Katja Sturm, Frankfurter Neue Presse, 28.01.2025
Innenstadt. Eine Kette aus Geschenkbändern und Büroklammern. Armschmuck aus Reißverschlüssen. Ohrringe aus Pappscheiben. Auch wenn sie selbst das verneint: Rosa Mauro scheint aus allem, was woanders im Müll landen würde, etwas Dekoratives basteln zu können. In ihrer Ausbildung zur Goldschmiedin an der Zeichenakademie in Hanau habe ein Dozent diese Idee in ihr verankert, erzählt die Schmuckdesignerin. Jetzt gebe sie an andere die Motivation dazu weiter, ausrangierten Dingen neues Leben einzuhauchen.
Die etwa 20 Frauen, die sich am Samstag im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum (EVA) in der Saalgasse zusammengefunden haben, lassen sich von dieser Kreativität schnell begeistern. Bis aus Fulda oder der Nähe von Kassel sind sie gekommen, um an diesem Upcyling-Workshop teilzunehmen und vorher einen Vortrag über die Auswirkungen der Textilproduktion auf Umwelt und Klima zu hören. Die Veranstaltung ist einer von vier Teilen der Reihe zum Thema Slow Fashion; wer am Ende bei allen dabei war, bekommt ein Zertifikat, das die Inhaberin als Coach im nachhaltigen Umgang mit Kleidung ausweist.
Sabine Schütt von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und die stellvertretende Leiterin des EVA, Anne Wisseler-Soos, haben sich das ausgedacht und Brigitte Molter von Brot für die Welt und der Diakonie Katastrophenhilfe als weitere Kooperationspartnerin dazu gewonnen. „Wir wollten etwas machen, das auch jüngere Frauen anspricht", erzählt Schütt. Sich mit Nachhaltigkeit zu befassen, passe super" zum Wertesystem der Kirche, in dem es um die Bewahrung der Schöpfung gehe. Weil zwei verschiedene Kirchen beteiligt sind das EVA wird vom Regionalverband Frankfurt/Offenbach getragen, findet die Hälfte der Kurse in Hanau statt.
Lustvolles ist nötig
Die Organisatorinnen wollten sich nicht nur auf Wissensvermittlung beschränken; wir wollten auch etwas Praktisches für uns tun", erzählt Schütt. „In diesen Zeiten brauchen wir etwas Lustvolles", etwas, das Spaß macht, das gut tut. Die Stimmung, die in dem Raum herrscht, der, weil vom Trubel abgeschirmt, auch als eine Art Schutzbereich dient, strahlt das aus. Bei Kaffee und Tee sammeln die Teilnehmerinnen an einem vielseitig bestückten Tisch ihr Material zusammen und beginnen mit der Gestaltung ihrer Schmuckstücke.
Katharina hat einen ganzen Stapel Stofftaschen- und Einstecktücher mitgebracht, die sie zu einem luftigen Schal für Sommertage verbinden will. Monika, die ihr gegenüber sitzt, hat sich von Mauro die Technik zeigen lassen, durch die Fäden miteinander verfilzt werden, und klopft sich eine bunte Brosche zurecht. Manuela war gar nicht klar, dass sie von dem Ausflug etwas mitbringen wird: Sie habe sich für das Thema interessiert, weil ihre Tochter sich ebenfalls damit beschäftige. Auch aus anderen Äußerungen wird klar, dass der Umgang mit Kleidung ein sehr aktueller Gesprächsgegenstand in den Familien ist.
Die Organisatorinnen gehen davon aus, dass es eine Wiederholung geben wird. Auch, um denjenigen die Chance zu geben, einzelne Module nachzuholen, die nicht bei allen dabei waren oder sind. Außerdem könne man das Thema weiterdrehen und den roten Faden straffen. Doch es geht nicht nur um den Inhalt bei den Treffen, die für alle Frauen offen sind. Sondern auch darum, sich gegenseitig zu inspirieren, zu unterstützen und zu stärken.
Finale mit Tausch-Rausch-Party
Die vierteilige Veranstaltungsreihe zum Thema Slow Fashion endet am 22. Februar mit dem Modul „Das Ende der Kette? -Entsorgung und Upcyling". Dabei geht es in der Alten Johanneskirche in Hanau (Johanneskirchplatz 1) zwischen 11 und 17 Uhr unter anderem darum, welche Ressourcen in Kleidung stecken und was mit diesen geschieht, sowie um die Auswirkungen des Konsumverhaltens auf die Lieferkette und nachhaltige Möglichkeiten für das eigene Verhalten. Als Expertin ist Sibylle Möller von Greenpeace zu Gast und hält am Vormittag einen Vortrag. Im Praxisteil am Nachmittag feiern die Teilnehmerinnen eine TauschRausch-Party. Die Teilnahme kostet inklusive Verpflegung zehn Euro. Weitere Informationen gibt es im Internet unter eva-frauenzentrum.de sowie unter Telefon 069/92070823.