Rückblick: 8. März 2022

Am 8. März findet jedes Jahr weltweit der Internationale Frauen*tag statt, auch Frauen*kampftag oder Tag gegen das Patriarchat genannt. Im EVA haben wir uns gleich mit drei Veranstaltungen diesem besonders wichtigen Datum im feministischen Jahreskalender gewidmet - und das in aller Vielfalt: sowohl digital als auch vor Ort. Drinnen und Draußen. Literarisch, musikalisch, theologisch - politisch sowieso. Und alles unter dem Motto: Starke  Frauen*stimmen. Wir danken alle Frauen* für ihr Kommen und ihr Mitgestalten an einem 8. März, der in diesem Jahr von vielen gesamtgesellschaftlichen und weltpolitischen Ereignissen geprägt war.

Die Wortwolke wurde im Lesekreis von den Teilnehmerinnen erstellt. 

Anlässlich zum 8. März gab es ein Lesekreis-Special zum  feministischen Kampftag. Es wurden Auszüge aus Essays und Gedichten von verschiedenen Autor*innen gelesen. So regten Texte von zum Beispiel Priya Basil, Virginie Despentes oder Franziska Schutzbach zur Diskussion an, die teils kontrovers, zugleich auch humorvoll und auf jeden Fall anregend und bestärkend war. 

© Anastasiya Kolisnyk

Brot und Rosen, die Hymne der Frauenbewegung, begleitete uns musikalisch durch einen bewegenden und stärkenden Frauen*Gottesdienst. Zu hören waren auch starke Frauen*stimmen aus der Ukraine und aus Afghanistan.

Die Lesung der Gedichte von Nadia Anjuman und Somaia Ramish erfolgte auf Englisch, Deutsch und auf Dari. Eines der berühmtesten Gedichte, das Ghazal "Es macht keinen Sinn" aus dem Jahr 1999, wurde von Shabana Maliki, Gotlind Ulshöfer und Anne Daur-Lyrhammer vorgetragen.

Unterschiedliche starke Frauen*stimmen gaben einen Einblick in das gemeinsame Blog-Projekt von Anne Daur-Lyrhammer mit den geflüchteten Frauen Anastasiya und Elena aus der Ukraine. Anastasiya Kolisnyk ist Profi-Fotografin und hat EVA die Fotos vom 8. März zur Verfügung gestellt.

 

 

© Anastasiya Kolisnyk​​​​​​​

Rund 50 Frauen* kamen am Abend des 8. März im EVA-Hof zusammen, um bei Glühwein und Lagerfeuer den Internationalen Weltfrauen*tag zu feiern, verschiedenen Frauen*stimmen aus Musik und Literatur zu lauschen, gemeinsam ins Gespräch zu kommen und gleichzeitig das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine zu erinnern. 

Nicht immer einfach, die Balance zwischen Trauer und Fassungslosigkeit auf der einen Seite und der Sehnsucht nach Feiern und Leichtigkeit auf der anderen Seite zu halten. Gleichzeitig aber auch so wichtig, dass wir uns - gerade an Tagen wie dem 8. März - zusammenfinden und gegenseitig stärken. 

Das Frauenensemble der Theaterschule Frankfurt „Die Vokalotten“  gab über den Abend verteilt verschiedene Lieder zum besten - und sang gemeinsam mit allen Frauen* zum Abschluss den Gospel „Peace to the World“. Außerdem wurden Texte der Schriftstellerinnen Scarlett Curtis, Chimamanda Ngozie Adichie und Mascha Kaléko vorgetragen, die viel Inspiration für Austausch und Gespräche boten. 

Wir danken allen Frauen* für ihr Kommen und ihren Beitrag zu einem bestärkenden Weltfrauen*tag im EVA. 

Anastasiya (33), Elena (28) und Mia (3) aus der Ukraine kommen am 04.03.22 mitten in der Nacht in Dietzenbach (bei Frankfurt) an.
Meine Frau Ute und ich haben die kleine Wohnung meines Vaters für sie vorbereitet. Dort wohnen sie jetzt. Und beschenken uns mit wunderbaren Begegnungen.

© Anastasiya Kolisnyk

Zum Weltfrauentag 2022 ist „Starke Frauen*stimmen“ das Thema für EVA. Ich hatte einen Gottesdienst geplant mit starken Frauen*stimmen aus Afghanistan. Doch eine Woche vor dem 8. März ist klar – es müssen starke Frauen*stimmen aus Afghanistan UND aus der Ukraine zu hören sein. Also plane ich neu. Und erzähle Anastasiya und Elena davon. Sie entscheiden sofort, dass sie dabei sein möchten. Um 19 Uhr sind sie in der Kirche. Anastasyia sagt mir später, dass sie noch nie in einem Gottesdienst war.

Lena geht irgendwann mit der kleinen Mia raus, als es für die Dreijährige zu lang wird. Anastasyia bleibt. Beim Segen zum Schluss steht das ganze Gottesdienstteam vor dem Altar, dann singen wir mit allen in der Kirche „We shall overcome“. Wir stehen und singen. Viele Frauen* sind den Tränen nahe, einige schließen die Augen.

Bei der Zeile „We’ll walk hand in hand someday“ schaue ich Anstasiya an. Ich gehe zu ihr, nehme ihre Hand und sie kommt mit nach vorne. Hier stehen wir – Frauen* aus Afghanistan, aus der Ukraine, aus Frankfurt. „We shall live in peace, someday. Oh, deep in my heart, I do believe: We shall overcome someday“. Und dann singen wir „We are not afraid TODAY“. Anastasyia und Anne, ganz fest halten wir uns an der Hand.

© Anastasiya Kolisnyk

Nach dem Frauen*Gottesdienst zum 8. März gehen wir alle rüber ans EVA. Im Hinterhof brennt jetzt das große Feuer. Ein Raunen geht durch die Menge: „Ist das schön!“
Der Hof ist festlich geschmückt, ein Frauenchor singt für uns, verschiedene starke Frauen*stimmen tragen Texte vor. Natürlich gibt es auch ein Buffet, Glühwein und andere Getränke.

Lena und Anastasiya sind gleich wieder dabei zu helfen. Fröhlich schenkt Nastija Wein aus. „Nein, ich will keinen weißen! Roten! Rotwein!“ höre ich eine Frau bestimmt sagen. Nastija versteht kein Wort, lacht und schenkt weiter ein.