Evangelische Bildungsarbeit: feministisch, digital, divers

Leitbild 

Räume und Freiräume

Das Evangelische Frauenbegegnungszentrum EVA schafft Räume für Veranstaltungen und Gruppen von Frauen* und Frauen*organisationen. So wird es zu einem Zentrum der Vernetzung von ganz unterschiedlichen Anliegen, Interessen und Themen, die die Vielfalt der Frauen spiegeln.

EVA arbeitet nach feministischen Grundsätzen, wir schätzen Diversität und fordern einen respektvollen Umgang miteinander. Veranstaltungen, die im EVA stattfinden, sind inhaltlich und in den Kommunikationsformen diesem Anspruch verpflichtet.

Wir stärken Frauen, sich Raum zu nehmen, nicht nur im EVA. Auch öffentliche Räume in der Stadt müssen als Orte des sicheren Lebens für alle gestaltet werden.

Feminismus und Theologie

Die Arbeit des EVA basiert auf einem feministischen Selbstverständnis. Das bedeutet für uns die Anerkennung einer Vielfalt von geschlechtlichen und sexuellen Identitäten sowie eine politische Haltung, die sich machtsensibel gegen strukturelle Diskriminierungen positioniert. Unser Verständnis von Feminismus schließt Rassismus, Sexismus und alle anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit aus.

In der Bildungsarbeit und der theologischen Arbeit von EVA sind feministische und queere Konzepte und interreligiöse Begegnung grundlegend. Jeder Mensch besitzt eine unantastbare Würde, unabhängig von Leistungen, Geschlecht, sexueller Identität, Alter, sozialem oder rechtlichen Status, Herkunft oder Religionszugehörigkeit. Diese Überzeugung und die Annahme und Bejahung jedes einzelnen Menschen als einer von Gott gewollten und geliebten Person, bestimmen unsere Haltung und unser Handeln.

Gesellschaft und Kirche

Unsere Arbeit ist parteilich. Wir setzen uns für die Belange von Mädchen* und Frauen* in Gesellschaft und Kirche ein, um sie in ihrer Selbstermächtigung und Selbstbestimmung zu begleiten und zu stärken. Mädchen* und Frauen* werden dabei individuell und lebensweltorientiert durch ein partizipatives Bildungsangebot bestärkt. Unsere öffentliche Positionierung ergänzt diesen Vorgang, um einen Beitrag zur strukturellen Veränderung zu leisten. Das EVA wird als Einrichtung des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach finanziert und gefördert durch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die sich damit für die Ziele des Zentrums positioniert. Mit EVA zeigt Kirche Profil.

 

Pädagogisches Konzept EVA

 

Ziele

Ziel von EVAs ist es, im Zentrum Frankfurts einen sichtbaren Ort für Frauen* zu schaffen, der dem Austausch, der (queer-)feministischen Diskussion und der gegenseitigen Entwicklung und Bestärkung dient.

EVA will die aktive Teilhabe von Frauen* stärken und zu mehr Geschlechtergerechtigkeit in Gesellschaft und Kirche beitragen.

Die theologische Bildungsarbeit des EVA eröffnet neue, feministische Zugänge zur religiösen Orientierung und will interreligiösen Austausch schaffen. Die politische Bildungsarbeit des EVA zielt auf eine Stärkung demokratischer Werte und umfasst eine Sensibilisierung für Macht- und Gewaltstrukturen, welche soziale Ungleichheiten und Diskriminierungsformen hervorbringen.

Die pädagogische Bildungsarbeit des EVA ist Teilnehmerinnen*orientiert und fokussiert die aktuellen Anliegen der Frauen*.  Die Teilnehmer*innen sollen unterstützt werden, für sich selbst und für gleichberechtigte Lebensrealitäten einzustehen.

Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen* soll ein Ort geschaffen werden, der das Zusammenkommen und die Begegnung von Frauen* inklusiv und diversitätsbewusst ermöglicht.

Vorgehensweisen

Das EVA arbeitet interdisziplinär, situationsgeleitet und prozessorientiert. Die Angebote sind Themen- oder Teilnehmerinnen*orientiert organisiert. Letzteres geht mit einer bedürfnisorientierten Ausrichtung einher, die die Erfahrungen der Teilnehmerinnen* berücksichtigt. Dabei sollen individuelle Anliegen und Impulse der Frauen* aufgegriffen und in den Veranstaltungen berücksichtigt und umgesetzt werden. Die aktive Teilhabe und Mitgestaltung von Veranstaltungen durch Teilnehmerinnen* kann die Möglichkeit zu Selbstermächtigung und Selbstbestimmung bieten und soziale und persönliche Kompetenzen bestärken.   

Ein wertschätzender und ressourcenorientierter Umgang ist Kern des Bildungsansatzes von EVA. Die Bildungsarbeit will sowohl durch die thematisierten Inhalte als auch durch die Möglichkeit der Mitgestaltung gesellschaftliche Teilhabe fördern. Durch die Begegnungen und den gemeinsamen Austausch kann Unvertrautes vertraut gemacht und die Betrachtung aus einer reflektierten Sichtweise gefördert werden. Durch Dialoge können für alle Beteiligten - Hauptamtliche wie Besuchende - neue Handlungsoptionen eröffnet und weitere (Denk-)Prozesse angeregt werden. Begegnung und Austausch im EVA geschieht durch Workshops, Seminare, Veranstaltungen und Projekte im Bereich Freizeit, Kultur, Religion, Politik, Gesellschaft und Gesundheit sowie in der Beratung und der Seelsorge.

Die Veranstaltungen von EVA finden analog und digital statt, in Kleingruppen oder im Plenum. Eine Teilnahme am Angebot von EVA ist ohne Vorkenntnisse möglich. Mit Diskussionen, Gesprächen, Entspannungsangeboten, Theater, Rollenspielen, Kunst und kreativer Gestaltung wird der Bildungsansatz von EVA methodisch realisiert.

Zentraler Stellenwert in der pädagogischen Arbeit sind somit die gemeinsame Begegnung und der prozessorientierte Dialog, die Stärkung von Frauen* durch eine bildungsorientierte Unterstützung im Sinne der politischen Bildungsarbeit sowie der aktivierenden Frauen*arbeit. Das pädagogische Bildungskonzept wirkt lebensweltorientiert, generationsübergreifend und lebensbegleitend.

Werte / Haltung

Die Entstehung und die Gestaltung von EVA geht neben der Arbeit der Hauptamtlichen vor allem auch auf das Engagement von Ehrenamtlichen und Teilnehmerinnen* zurück. Gemeinsam wurde und wird EVA als feministischer Ort für Frauen* gestaltet. EVA bedeutet der Wunsch nach einem offenen und gleichzeitig sicheren Ort. Dies streben wir als Hauptamtliche an, wissen aber um die Sensibilität und Brüchigkeit vermeintlich sicherer Räume. In diesem Sinne bemühen wir uns stetig um eine diversitätssensible Sprache, ein respektvolles Miteinander und das Aushandeln eines diskriminierungsfreien Raumes. Deshalb wird im EVA auch kontinuierlich daran gearbeitet, die Positionierung als historisch gewachsener weißer, christlicher Bildungsort zu reflektieren und die daraus entstehenden Privilegien zu nutzen, um feministische und empowernde Räume für alle Mädchen* und Frauen* zu schaffen.

Dabei ist es uns wichtig, neben der individuellen Bestärkung durch Bildungsangebote auch die strukturellen Rahmenbedingungen geschlechtsspezifischer Diskriminierung zu thematisieren und anzugehen. EVA zeigt Haltung und positioniert sich gegen jegliche strukturelle Diskriminierung.

EVA will ein Ort für Frauen* sein, an dem sich jede einbringen und wohlfühlen kann so wie sie ist. Wo Möglichkeiten für Freizeit, Erholung und Bestärkung gemeinsam geschaffen werden. Wo Freundinnen*schaften leben können. Wo offen geredet werden kann, Fragen gestellt und gemeinsam nach Antworten gesucht werden.