Blog - Teil 2

Feminismus-Anfängerin 2

Sexismus, Flirt und Dialog

Heute begebe ich mich an ein heißes Eisen. Das weiß ich. Und trotzdem möchte ich es, weil da eine Ambivalenz in mir ist.

Grenzen setzen

„However I dress, whereever I go - Yes means Yes und No means No.“; „Quand je dis no c‘est no.“ Die Kampagne „Respekt. Stoppt Sexismus“ des Frankfurter Frauenreferats klingt mir wie Musik in meinen Ohren. Und es ist gesetzt: mein Nein meint Nein! „Kein Küsschen auf Kommando“, heißt ein altes Kinderbuch und ist regelmäßig die Botschaft an meine Kinder. Und wenn es sein muss auch Hinweis an Personen im Umfeld, die doch ein Küsschen erwarten. Jede*r hat eine Grenze und die darf nicht überschritten werden!

Unsichtbare Grenzen

Was aber, wenn diese Grenze gar nicht so leicht zu erkennen ist? Me-too war und ist nicht nur diskutiertes Thema in den Medien, sondern auch Gesprächsthema in meinem Freundeskreis. Wo fängt ein Flirt an und wo hört er auf? Wann ist zweideutig lustig und wann nicht mehr? Ein Freund gab offen zu, dass es für ihn schwierig sei, diese Grenze immer erkennen zu können. Physisch ist das einfacher. Auch wenn da eine leichte Berührung am Arm zu viel sein kann. Ab wann ist die Grenze verbal überschritten? Das ist nicht leicht. Und ich konnte ihm auch keine eindeutige Antwort geben. Denn mir geht es so, dass es Menschen gibt, da funktioniert die Zweideutigkeit, weil da trotzdem ein Dialog stattfindet - und mir die Person auch sympathisch ist. Und dann gibt es auch Zweideutigkeiten, die sind zu viel. Uff, echt nicht leicht.

Suche nach Dialog

Ich bin eine Freundin des offenen Wortes. Wenn ich mich traue. Und das ist mein Wunsch, dass wir offen darüber sprechen, wo unsere Grenzen sind. Und dass das Gegenüber die Grenzen respektiert, auch wenn es diese sehr eng gesteckt findet. Und ich wünsche mir eine Offenheit aller, sich auf einen Dialog einzulassen; neue Perspektiven kennenzulernen und anzuerkennen. Mein Wunsch und meine Forderung: Im Dialog darüber sein, was eine persönliche Grenzüberschreitung ist.

Und da kommt mir wieder Musik ins Ohr. EG+ 130:

„Wir wollen aufstehn, aufeinander zugehn,
voneinander lernen, miteinander umzugehn.
Aufstehn, aufeinander zugehn
und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht verstehn.“

Und hier findest du Teil 1 nochmal.

Den Blog zum Nachören findest du in unserer Mediathek unter Podcast - hörbar.feministisch

Autorin: Anne Wisseler-Soos